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Von: Ludwig der Träumer

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Ludwig der Träumer feiert Geburtstag. Seinen Zweijährigen bei bb. Am 1. August 0004 (2014), also kurz nach der Geburt war sein erstes Wort „Horstmann“. Er hat noch andere Geburtstage – jeder Tag ist Geburtstag.

https://bumibahagia.com/2015/08/27/wunscht-ihr-dass-wir-in-erscheinung-treten/comment-page-1/#comment-14179

Nicht Rabbäähhh iiiihweeeeh – will Futter, waren seine ersten Worte. Das was aus der geistigen Nabelschnur seiner Erzeugerin er in den ersten Minuten seines irdischen Daseins an Nahrung aufnahm, war die ultimative Erkenntnis des Horstmanns, den es erst Jahrzehnte später geben sollte. Bis dahin ging alles eigentlich seinen normalen Weg. Ne- nich ganz. Vorher rüttelte es schon gewaltig. Eigentlich bereits in der Volksschule mit der ersten Ohrfeige des Oberpfaffen Schuchmann, seines Zeichen Dekan und Religionslehrer, der uns Schüler– besonders dem Ludwig die Liebe zu Gott mit Rohrstöckli schmerzhaft auf die Pfoten vermittelte. Hatte er doch erkannt, daß Ludwig nicht lernfähig ist, weil er Katechismus nicht kapieren wollte. Eine Nachfrage bei diesem Arschloch, warum der liebe Gott – wenn er doch so lieb ist bestraft, war wohl zu viel für ihn und beschäftigt Ludwig bis heute. Eine Tante – also die Schwester der strengen Mutter war da schon anders gestrickt. Sie tröstete Ludwig regelmäßig auf ihre Art, wenn er in Deutsch wieder mal eine Fünf heimschleifte. Pfaffengeschult eben. Da gabs nochmal eine drauf auf den kleinen Ludwig. Wo kommen wir da hin? Ne Sechs in Religion und ne Fünf in Deutsch. Aus dem wird eh nix mehr. Das noch nicht richtig formierte Ego des k. L. war bereits am Arsch, bereits bevor es sich entwickeln konnte.

Die Tante hat Recht behalten. Aus dem Ludwig wurde wirklich nichts rechtes – auch nichts linkes. Sonst wäre er sicher einer der Großen geworden. Ein Leistungsträger oder so. Hatten sie es mit ihm doch alle nur gutgemeint.
Du lernst nur für das Leben, waren die ständigen Sprüche all seiner Verwandten, Pfaffen und Lehrer. Für welches Leben? – Für ihres oder Ludwigs, hatten sie nie erwähnt. Nun, die weiteren Jahrzehnte gingen für Ludwig fast normal durch. Hatte er sich als Bauingenieur und Architekt und Einzelkämpfer recht gut durchgeschlagen, immer an der Grenze seine ordentliche bürgerliche Existenz in der Vorstadtvilla durch Fremdabgaben zu verlieren, je mehr er arbeitete. Manchmal bis siebzig Stunden die Woche. Je mehr aufm Konto war, desto mehr kamen die Heuschrecken, Finanzamt, Krankenversicherung, Berufsgenossenschaft, Berufshaftpflicht (5k/pa.), bis hin zur Volvo-Werkstadt, die immer unverschämter wurden. Der hat ja, den kann man ausnehmen.

L. wurde immer klarer, so kanns nicht mehr weitergehen. Nicht wegen ihm, sondern wegen liebe Freunde, die an diesem idiotischen kapitalistischen System zugrunde gingen. Drei gute Freunde verloren, zwischen 45 und 60. Alles bisher gut ‚situierte‘ Akademiker. Einer in der Klapse, die andren zwei unter der Erde.

Soll dein Leben auch so enden, fragte Ludwig. Es hatte schon längere Zeit in ihm rumort. 2010 – also minus 0002 (grins) war alle. Büro, Vorstadtvilla auflösen und in einen Wohnwagen auf einer Waldwiese auf der Mühleninsel ziehen. Es dauerte zehn Monate, bis alles Angesammelte verramscht war, das er nicht mehr zum Leben brauchte (bis heute nicht mehr braucht) und nicht in den Wohnwagen paßt. Eine Erfahrung, die Ludwig bis heute noch manchmal fassungslos macht. Er hat alles zum Leben im Wohnwagen untergebracht. Sogar eine Katze hat sich inzwischen da eingenistet.

Nun, solche sog. Aussteiger gibt es manchmal. Was ist das Besondere daran. Nix. Was macht ein solcher Aussteiger den ganzen Tag, wird sich der Hamsterradler fragen, zu denen er auch gehörte. Ludwig kann nur für sich sprechen. Andere mögen ihre Zeit anders gestalten.

Eine kleinzellige Gemeinschaft unterstützen, die von den Hamsterradlern bewundert wird. Klingt erst mal komisch. Ist aber nicht. Diese Kleinzellen sind zunächst alles andere als lustig. Es fehlt hinten und vorne an Geld. Scheiße. Aber was nicht fehlt, ist der Geist der dahinter steckt. Die monetärfreie Zone (bißl gemogelt, merkt keiner) potenziert die Kreativität, aus dem Vorhandenen etwas Wunderbares zu machen. Deswegen die immer wieder die Forderung vom Ludwig wiederholend, das alte nicht totschlagen, sondern als Fundament für das Neue nutzen. Die alte Denke ist ein Standpunkt. Zementieren wir sie, anstelle sie immer wieder aufzurühren und machen was draus.

Nun, den Gedanken vom Horstmann bei seiner Geburt hat Ludwig inzwischen fallengelassen, seit seinen Gesprächen mit dem Schöpfer. Nach diversen durchzechten Nächten mit ihm fand er den sogar lustig. Stellt sich der Mensch mit seiner seltsamen Erkenntnis über den Schöpfer, so ist er bei der Verirrung bei den Pfaffen, Bankern und Politikern angekommen. Der Schöpfer – Kumpel vom Ludwig, grinst nur noch über die Hamsterraddeppen.

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